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Der Kunstpfad – Ein Gesamtüberblick

KUNSTPFAD JESTEBURG – EINE PROVINZPOSSE

Überblick über die wesentlichen Entwicklungsstufen

 

Jesteburg soll eine Kunstmetropole werden, mit Strahlkraft weit über die Dorf-, Landes- und Bundesgrenzen hinweg. So wünschten es sich einige Kunstliebhaber vor knapp 10 Jahren und fanden mit ihrer Idee Eingang in den Masterplan „Jesteburg 2020“.

Mit viel Elan wurde an Ideen gefeilt und letztendlich entschieden, Jesteburg mit einem Naturerlebnispfad aufzuwerten. Diese Kombination aus Natur und Kunst sollte ein besonderes Erlebnis bieten und viele Touristen aus nah und fern anlocken.

Eine Wanderung über diesen zirka 5 Kilometer langen „Kunstpfad“ sollte die Kunststätte Bossard mit dem Kunsthaus in der Jesteburger Ortsmitte verbinden und die Jesteburger Naturlandschaft durch Kunstwerke anders erlebbar werden lassen.

Dieser Natur-Kunstpfad soll über mehrere Jahre wachsen. Seit 2014 stellt die Gemeinde für deises Projekt 13.000 Euro in ihren Haushalt ein.


Die Konzeption und die Kunstobjekte wurden in den vergangenen Jahren mehrfach geändert.

Wir fragen uns:

  • Warum fand keine finale Abstimmung mit dem WTK-Fachausschuss statt?
  • Wie kann eine Eröffnung des Kunstpfades stattfinden, wenn der Umfang und die Ausrichtung der Kunstwerke derart verändert wurde?

 

Einen großen Wurf mit künstlerischer Strahlkraft können wir in diesem Endergebnis nicht mehr erkennen. Vielmehr erscheint uns das Ergebnis eher zusammengeklaubt zu sein, um zumindest weiterhin den Schein eines Konzeptes zu bewahren.

Es ist bedauerlich, dass es den Verantwortlichen in Jesteburg mal wieder nicht zu gelingen scheint, ihre sicherlich gutgemeinten „Visionen“ angemessen umzusetzen. Aus den klaren Vorstellungen der Künstlergruppe „Kunstpfad Jesteburg“ wurde eine verkrampfte Zusammenstellung von Kunstwerken, die den gewünschten Brückenschlag zwischen der Kunststätte Bossard und dem Kunsthaus in der Ortsmitte nicht schaffen werden. Das ursprünglich geforderte Zusammenspiel von Kunst und Natur, welches den besonderen (und vor allem förderungswürdigen) Charme dieses Naturerlebnispfades ausmachen sollte, scheint zumindest zur Eröffnung völlig abhanden gekommen zu sein.

Vielmehr folgt nun auch der Kunstpfad in qualitativer Hinsicht dem Naturpfad. Auch von ihm hatten sich die Ratsmitglieder viel versprochen. Öffentliche Fördermittel wurden eingestrichen, Gemeindegelder dazugebuttert, hochtrabende Konzepte präsentiert und zu guter Letzt, neben einer völlig überteuerten Aussichtsplattform, lediglich drei Infotafeln umgesetzt, die belanglose Allgemeinplätze wiedergeben. Von einem Naturerlebnispfad kann keine Rede sein. Alles was hier beeindruckt, war schon vorher vorhanden und wurde durch die Konzeption „Naturpfad“ in keinen neuen Zusammenhang gesetzt.

   

Wir befürchten, dass es den Kunstwerken genauso ergehen wird.

Sicherlich sind sie für sich betrachtet künstlerisch wertvoll, aber einen „konkreten, sozialen Nutzen für die Jesteburger“ entdecken, wie es sich Isa Maschewski für die Kunstwerke zur Eröffnung des Kunstpfades ins Heft geschrieben hatte?

Und ob sie mit diesen Kunstwerken ihr selbstgestecktes Ziel „besonders die sozialen und partizipatorischen Qualitäten … in den Fokus der Eröffnungsveranstaltung des Jesteburger Kunstpfades zu stellen“ erreicht hat?

Alle Besucher des Kunstpfades können sich dazu ab Ostersamstag ihr eigenes Urteil bilden.

 


Eine chronologische Zusammenfassung:

 

2010 (Herbst):

Die „Künstlergruppe Kunstpfad“ (Ingo Kühl, Horst Wohlers, Peter Vogel) stellt erste Ideen für einen Kunstpfad vor.

2011 (Frühjahr):

Die Gemeinde beschließt, in einem ersten Schritt die baulichen Voraussetzungen für die Streckenführung (Kosten zirka 100.000 Euro) umzusetzen. 50% der Kosten werden durch öffentliche Fördermittel abgedeckt. 50.000 Euro werden aus der Gemeindekasse beigesteuert. Es sollen zwei Maßnahmen umgesetzt werden:

 

  • die Strecke vom Kunsthaus bis zur Festhalle wird barrierefrei erstellt. 21 Säulen-Blutbuchen und 20 Pflasterintarsien sollen die Wegführung markieren (Kosten: 30.000 Euro).
  • vor der Kunststätte werden Parkplätze erstellt (Kosten: 70.000 Euro).

 

2013 (Frühjahr):

Die Gemeinde beschließt, dass eine neue Projektgruppe (Udo Heitmann, Hans-Jürgen Börner, Dr. Gudula Mayr, Rainer Löding und Isa Maschewski) ein inhaltliches Konzept erarbeiten sollen.

2013 (Sommer):

Der erste Teilabschnitt „Ausbau der Wegführung Kunstpfad und neue Parkmöglichkeiten an der Kunststätte Bossard“ wurde fertiggestellt.

2013 (Winter):

Die Projektgruppe stellt einen ersten Konzeptansatz vor.

Der Kunstpfad solle „gleichwertig zur modernen Kunst der Bossard Kunststätte und der zeitgenössischen Kunst des Kunsthaus Jesteburg, ein neues Gesamtkunstwerk (sein), das neben der Attraktion für Gäste und Kunstinteressierte auch die Aufmerksamkeit der nationalen Fachwelt erringen soll“.

Isa Maschewski und Dr. Gudula Mayr „werden in ihren künstlerischen Plänen die Vorarbeiten und Überlegungen von Peter Vogel, Horst Wohlers und Ingo Kühl (Künstergruppe Kunstpfad) einbeziehen und auch nationale Experten für zeitgenössische Kunst im öffentlichen Raum heranziehen. Das Kuratorium ist letztendlich frei in seiner Entscheidung für die Ausgestaltung.

2014 (Herbst):

Die Stadt ist auch da wo das Land ist

Isa Maschewski stellt ein erstes inhaltliches Konzept vor.

Gedanken um Themen wie „Entschleunigung“, „Mobilität“, „metropolitane Agglomeration“ (was im weitesten Sinne „Speckgürtel“ bedeutet…) aber auch „Nähe zur Natur“ und die soziokulturelle Struktur eines Ortes wie Jesteburg rücken ins Zentrum der Auseinandersetzung und werden im künstlerischen Prozess verschiedene Übersetzungsformen finden. … Die im Projekt versammelten künstlerischen Positionen greifen auf Erfahrungsräume zurück, die viele Menschen in unterschiedlicher Form teilen; genauso laden sie zu einem Perspektivwechsel auf weniger vertraute Situationen ein.

2014 (Winter):

Die Gemeinde bschließt die Umsetzung dieses Konzeptes und damit auch, das für die nächsten 5 Jahre jährlich 13.000 Euro (3.000 Euro als Aufwandsentschädigungen  und 10.000 € für die Anschaffung und/oder Herstellung eines Kunstwerkes) verwendet werden sollen.
Nur durch diese gesicherte Teilfinanzierung könnten weitere Sponsoren gewonnen und seriöse Förderanträge gestellt werden.

2015 (Herbst):

Aufwachsen in Jesteburg

Isa Maschewski präsentiert ein inhaltlich überarbeitetes Konzept.

Final habe ich mich entschieden, besonders die sozialen und partizipatorischen Qualitäten … in den Fokus der Eröffnungsveranstaltung des Jesteburger Kunstpfades zu stellen. Die Projekte und Arbeiten … eint die Tatsache, dass sie sowohl als ästhetisch/skulpturale Objekte das Interesse von Besuchern von außerhalb ansprechen, als auch einen konkreten, sozialen Nutzen für die Jesteburger haben können.

Die Kunstwerke sollen also nicht nur zur Betrachtung sondern zur Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk anregen.

Als Kunstwerke sah Frau Maschewski

  • einen Mini-Bus mit Lautsprecheranlage,
  • eine Hüpfburg „Jeste-Burg“,
  • eine Baumhütte,
  • mehrere Wortskulpturen,
  • eine Straßenbemalung,
  • eine Musterfassade.

Irgendwann zwischen dem letzten öffentlich zugänglichen Konzeptentwurf und der angekündigten Eröffnung des Kunstpfades wurde das Konzept erneut überarbeitet. Die Themenklammer „Aufwachsen in Jesteburg“ blieb erhalten.

Isa Maschewski lässt jetzt nachfolgende Kunstwerke umsetzen

  • eine Bushaltestelle
  • eine Straßenbemalung
  • einen Mirror-Cube

 

und zusätzlich zu diesen neuen Kunstwerken werden eine Musterfassade (bereits im Sommer 2016 aufgestellt und eingeweiht) und ein Münzprägeautomat (bereits im Frühjahr 2016 im Kunsthaus präsentiert) die Ausstellungseröffnung abrunden.