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GEWERBEGEBIETE – Anforderungen

Gewerbetreibende sichern Lebensqualität, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen vor Ort. Klassische Gewerbegebiete können aber auch problematisch sein

Die Funktionstüchtigkeit von Gewerbegebieten ist für die wirtschaftliche Entwicklung ansässiger Unternehmen und die Gemeinde von zentraler Bedeutung. Sie sollen Unternehmen Wettbewerbsvorteile bieten, Arbeitsplätze vor Ort schaffen bzw. sichern und über die Gewerbesteuereinnahmen zur Finanzierung des Gemeindehaushaltes beitragen. In der Gemeinde Jesteburg beliefen sich 2023 die Gewerbesteuereinnahmen auf ca. 2,4 Millionen Euro. Diese Steuereinnahmen verbleiben nur teilweise in der Gemeinde Jesteburg. Das meiste wird über die Gewerbesteuerumlage an Land, Kreis und Samtgemeinde verteilt:

Gewerbesteuerumlage 2023
Land8,30 %199.200 Euro
Kreis34,80 %835.200 Euro
Samtgemeinde22,18%532.320 Euro
Gesamt1.566.720 Euro

Somit verbleiben in der Gemeinde Jesteburg lediglich 833.280 Euro

Im Rahmen leerer Kassen gerät das Thema wieder verstärkt in den Fokus. Es stellt sich die Frage, ob mit der Ausweisung zusätzlicher Gewerbefläche das Haushaltsdefizit erheblich reduziert werden kann. Und wie so oft lautet auch hier die Antwort „Jein“.

  • Mehr Gewerbeflächen können helfen, zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen zu generieren, wenn die Geschäfte gut laufen. Schwächelt der Markt, sinken die Gewinne und damit auch die Gewerbesteuereinnahmen.
  • Gleichzeitig sind sich Bund und Land einig, dass eine zusätzliche Flächenversiegelung stark eingeschränkt werden soll. Statt wie früher einfach ein neues Gewerbegebiet in Ortsrandlage aus dem Boden zu stampfen, ist ein Umdenken für die Ausweisung neuer Bauvorhaben notwendig.

Deshalb gelten für die UWG für nachhaltige und zukunftsfähige Gewerbegebiete dieselben Zielsetzungen wie zum Beispiel für die Schaffung von nachhaltigem Wohnraum: Sie müssen wirtschaftlich tragfähig, ökologisch verträglich und unter sozialen Aspekten weiterentwickelt werden.


Bei der Entwicklung von Gewerbegebieten muss vor allem auf einen sorgsamen und effizienten Umgang mit vorhandenen Ressourcen (Nutzung erneuerbarer Energien, sparsamer Flächenverbrauch) geachtet werden.

Wir wollen in einem ersten Schritt das Jesteburger Gewerbegebiet „Allerbeeksring“ kontinuierlich weiterentwickeln. Die Ausnutzung der bestehenden Flächen z.B. durch eine dichtere Bebaubarkeit bietet erhebliches Potential, um ortsansässigen Unternehmen zukunftssichere Perspektiven aufzeigen zu können.

Neue Gewerbegebiete müssen verkehrsgünstig liegen (gute Erreichbarkeit für Arbeitnehmer, Kunden und Lieferanten) und sollten eine klare branchenmäßige Ausrichtung bieten. Sie sollen möglichst dazu beitragen, dass die ortsansässigen Gewerbetreibenden von einer Zusammenarbeit profitieren können. Derzeit sehen wir in Jesteburg keine Fläche geeignet, um ein „klassisches“ Gewerbeneubaugebiet auszuweisen.

Für Jesteburg sehen wir die größten Chancen, wenn die Gemeinde sich für die Ansiedlung von zusätzlichem Gewerbe auf Mischgebiete („Urbane Gebiete“) konzentriert. Deshalb haben wir uns dafür eingesetzt, dass die Flächen „Hinter der Bahn“ („Sandbarg-Flächen“) und das ehemalige Reitplatzgelände in den kommenden Jahren schrittweise erschlossen werden. Auf beiden Arealen können Quartiere entstehen, in denen sich Wohnen und Arbeiten miteinander verzahnen. Die dafür angedachten Flächen bieten viel Platz für zukunftsfähige Büro-, Praxis- und Einzelhandelsflächen und sind auch attraktiv für neue Arbeitsplatzmodelle (Stichwort „working spaces“) und Unternehmensgründer sein.


Wir sind überzeugt, dass die Gemeinde zunächst einmal ihre Hausaufgaben machen muss und klare Antworten auf die nachfolgenden Fragen bieten muss, bevor neue Gewerbegebiete ausgewiesen werden:

  • Wie zufrieden sind die ortsansässigen Gewerbetreibenden mit den Standortbedingungen? Welche Verbesserungen werden gewünscht?
  • Welchen Bedarf an Gewerbeflächen haben ortsansässige Gewerbetreibende?
  • Welchen Bedarf an Gewerbeflächen haben bisher nicht ortsansässige Gewerbetreibende angemeldet und aus welchen Branchen sind die Anfragen?
  • Welche(s) Ziel(e) soll(en) durch ein neues bzw. verdichtetes Gewerbegebiet erreicht werden?
  • Welche Mehreinnahmen sollen erzielt werden?
  • Welche ökologischen Auswirkungen hat die Ausweisung eines zusätzlichen Gewerbegebietes?
  • Wie kann die Fläche angebunden werden, ohne dass der zusätzliche Verkehr durch die Ortsmitte fließt?