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BAUEN – Ortsentwicklung mit Augenmaß

Jesteburg muss sich nachhaltig und zeitgemäß (weiter)entwickeln. Deshalb fordern wir verbindliche Rahmenbedingungen und klare Bekenntnisse

Im Jahr 2010 beschloss die Samtgemeinde Jesteburg eine gemeinsame Entwicklungsstrategie: Bis 2040 soll die Samtgemeinde rund 12.100 Einwohnerinnen und Einwohner haben – das entspricht einem Zuwachs von etwa 22 % gegenüber dem Jahr 2000. Alle drei Mitgliedsgemeinden sollten sich entsprechend ihrer damaligen Größe an diesem Wachstum beteiligen.

=> Für Jesteburg ergab sich daraus eine Zielmarke von etwa 8.410 Einwohnern.

Am 01.01.2025 zählte die Gemeinde Jesteburg 7.758 Einwohnerinnen und Einwohner – ein Anstieg um rund 14 % gegenüber dem Jahr 2000. Damit hat Jesteburg bereits einen Großteil seines bis 2040 vorgesehenen Entwicklungsziels erreicht. In den Gemeinden Bendestorf und Harmstorf fiel das Wachstum deutlich schwächer aus: Während Bendestorf rund 10 % Zuwachs verzeichnete, blieb die Einwohnerzahl in Harmstorf nahezu konstant. Ob es an zu wenig verfügbaren Flächen oder den politische Mehrheiten in diesen Orten liegt, können wir nicht beurteilen.



GemeindeEinwohner
IST
2000
Einwohner
IST
2025
Einwohner
Zuwachs 2000–2025
Einwohner
Ziel
2040
Einwohner
Ziel
2000-2040
Jesteburg6.8197.758+ 13,8 %8.410+ 22,1 %
Bendestorf2.1352.349+ 10,0 %2.607+ 20,3 %
Harmstorf823832+ 1,1 %1.083+ 22,7 %
Samtgemeinde9.77710.939+ 11,9 %12.100+ 21,7 %
Abbildung: Entwicklung der Einwohnerzahlen in Jesteburg, Bendestorf, Harmstorf und der Samtgemeinde insgesamt – IST-Werte 01.01.2000 und 01.01.2025 im Vergleich zur Zielsetzung 2040.

Wir brauchen in der Samtgemeinde eine strategische und interkommunal abgestimmte Steuerung, so dass Entwicklungslasten und -chancen (z.B. Schulen, Kitas, Gewerbe- und Neubaugebiete) fair verteilt und gemeinsame Ziele realistisch und nachhaltig umgesetzt werden.

Jesteburg hat Anfang 2025 bereits rund 92 % seines Entwicklungsziels erreicht. Deshalb muss bei der baulichen Entwicklung vorausschauend geplant und umsichtig gehandelt werden, um die Infrastruktur, Umwelt und das Gemeinwesen der Gemeinde nicht zu überlasten.


Für uns gilt weiterhin „Innenverdichtung vor Außenentwicklung“. Neue Baugebiete außerhalb des gewachsenen Siedlungskörpers kommen nur in klar begründeten Ausnahmefällen infrage.

  • Die vorrangige Sanierung, Umnutzung und Nachverdichtung im Bestand.
  • Die Ausweisung neuer Quartiere, wenn die Gemeinde
    • Eigentümerin der Fläche ist (z. B. Reitplatzgelände) oder
    • durch vertragliche Regelungen an den Planungsgewinnen beteiligt wird – etwa bei der Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen in Bauland.
  • Gemeinwohlorientierte Wohnprojekte und innovative Wohnformen, welche die soziale Integration, bezahlbaren Wohnraum und ein solidarisches Miteinander fördern.
  • Eine schrittweise und nach klaren Prioritäten gestaffelte Umsetzung von weiteren Wohnbauflächen, wenn die wirtschaftliche Tragfähigkeit für die Gemeinde, die ökologischen Auswirkungen und die infrastrukturellen Voraussetzungen gegeben sind.
  • Die Überarbeitung und Zusammenführung bestehender Bebauungspläne unter Berücksichtigung zeitgemäßer Umwelt- und Klimaschutzkonzepte.
  • Den Aufbau eines strategischen Flächenmanagements z.B. durch den gezielten Ankauf von Potentialflächen.

Die Ausweisung zusätzlicher Baurechte außerhalb der bestehenden Planwerke unterstützen wir nicht.


Die bauliche Entwicklung Jesteburgs muss langfristig tragfähig und klimagerecht ausgerichtet sein. Nachhaltigkeit ist für uns der verbindliche Maßstab für alle raumbezogenen Entscheidungen in Jesteburg.

Daraus ergibt sich auch die Notwendigkeit, die Siedlungsstruktur differenziert und standortgerecht weiterzuentwickeln.

  • Die gezielte Sanierung und Modernisierung des gemeindeeigenen Gebäudebestandes für mehr Energieeffizienz und Klimaneutralität.
  • Die Förderung ökologischer Baustandards und ressourcenschonender Bauweisen bei Neubauten insbesondere in Form vergünstigter Grundstückspreise bei der Vergabe kommunaler Flächen.
  • Eine klimaangepasste Gestaltung von Neubaugebieten und die Integration von Grün- und Versickerungsflächen bei allen Quartiersentwicklungen.
  • Die konsequente Nutzung verfügbarer Förderprogramme (z. B. KfW, kommunale Klimaförderung) zur Umsetzung dieser Ziele.

Wir wollen eine städtebaulich verträgliche Entwicklung, die die Aspekte Umwelt, Landschaft und soziale Strukturen gleichermaßen berücksichtigt. Eine maßvolle und ortsangepasste Verdichtung bleibt notwendig, um den regionalen Wohnraumbedarf aufzufangen.

Die Bebauungsdichte muss sich am jeweiligen Standort orientieren und den dörflich geprägten Charakter Jesteburgs bewahren.

  • Eine gezielte Nachverdichtung mit mehrgeschossigen, barrierefreien Wohnformen in der Ortsmitte, die eine hohe Aufenthaltsqualität bieten und eine soziale Durchmischung ermöglichen.
  • In Übergangsbereichen setzen wir auf kleinteilige, durchgrünte Bebauungsstrukturen (z.B. Reihen- oder Doppelhäuser), die sich in den Siedlungsbestand einfügen.
  • Eine geringe bauliche Dichte mit naturnaher Gestaltung kann in Randbereichen umgesetzt werden. Grundsätzlich sollen diese Randlagen jedoch von einer weiteren Bebauung freigehalten werden, um das Landschaftsbild und ökologische Funktionen zu bewahren.

Eine zukunftsfähige bauliche Entwicklung erfordert ineinandergreifende Mobilitätslösungen. Für uns sind die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), sichere Fuß- und Radwege sowie intelligente Stellplatzkonzepte zentrale Bestandteile einer nachhaltigen Siedlungsstruktur.

  • Die Förderung autoarmer Quartiere mit einer hohen Aufenthaltsqualität.
  • Die Integration von Park+Ride-Elementen, Fahrradabstellanlagen und eine ausreichende E-Ladeinfrastruktur in den neuen Quartieren.
  • Die Entwicklung von Standorten mit einer guten ÖPNV-Anbindung Richtung Harburg und Buchholz (z. B. in der Nähe zum geplanten Bahnhaltepunkt oder wie von uns seit Jahren gefordert zu Expressbuslinien).
  • Alle Maßnahmen, die zu einer Verbesserung der fußläufigen und barrierefreien Erreichbarkeit zentraler Einrichtungen (z. B. Schule, Kita, Nahversorgung) beitragen.
  • Die Verknüpfung der baulichen Entwicklung in der Gemeinde Jesteburg mit der sich derzeit in der Beratung befindlichen Mobilitätsstrategie der Samtgemeinde.

Eine aktive und transparente Beteiligung der Bürger ist für uns die Grundvoraussetzung für Akzeptanz und Qualität in der Ortsentwicklung. Deshalb sprechen wir uns ausdrücklich für die frühzeitige und kontinuierliche Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger aus.

  • Öffentliche Informationsveranstaltungen zu allen wesentlichen Vorhaben.
  • Die Einbindung der Bürgerschaft in die Konzeptentwicklung und Planungsverfahren.
  • Initiativen, die gemeinschaftliche Wohnformen oder bürgerschaftliches Engagement fördern

Wir wollen Jesteburg verantwortungsvoll und generationengerecht weiterentwickeln. Deshalb gilt für uns:

  • Innenentwicklung vor Außenentwicklung
  • Einhaltung ökologischer Standards
  • Sozial ausgewogene Wohnformen und
  • eine ortsangepasste Siedlungsstruktur.

Unser Baulandentwicklungsmodell 2.0 konkretisiert zentrale Elemente dieses Leitbildes und stellt ein praxisnahes Instrument dar, um die ortsangepasste Entwicklung, soziale Durchmischung und finanzielle Stabilität in Einklang zu bringen. Beide Konzepte – das strategische Leitbild und das wirtschaftlich fundierte Beteiligungsmodell – ergänzen sich und sollten gemeinsam gedacht und umgesetzt werden.