Zum Inhalt springen

MOBILFUNKVERSORGUNG – Jesteburg

Ein neuer Sendemast wird die Mobilfunknetzversorgung verbessern und gleichzeitig werden gesundheitliche Gefährdungen durch Strahlenimmisionen minimiert.

INTERNET IM GARTEN, WALD UND AUF WEITER FLUR

– Neuer Funkturm schließt Versorgungslücken in Lüllau, Wiedenhof und am Hassel

Gemeinsam ist es Politik, Bürgern und Mobilfunkanbietern in einem konstruktiven Dialog gelungen, einen Sendemaststandort zu finden, der zukünftig die Gemeindegebiete Lüllau, Wiedenhof und am Hassel aus dem heutigen Mobilfunkloch holen wird. Ein großer Erfolg, der alle Skeptiker Lügen straft, die immer wieder argumentiert hatten, dass man auf einen Standort sowieso keinen Einfluss nehmen könne. Wir sehen uns bestätigt, dass unser Engagement für eine frühzeitige Einbindung der Bürger und eine effiziente Zusammenarbeit mit Sachverständigen der richtige Weg ist. Es ist gelungen, einen von allen Seiten akzeptierten Kompromiss zwischen Schutz der Gesundheit und einer zeitgemäßen Mobilfunkversorgung zu finden.

Unser besonderer Dank geht an die Arbeitskreise und den Gutachter. Statt dem Druck des Mobilfunkanbieters für einen weniger geeigneten Standort nachzugeben, wurde konstruktiv an einer besseren Lösung mitgewirkt. Wir sind stolz darauf, dass es uns gelungen ist, diesen Prozess anzuschieben und jetzt ein Ergebnis erreicht wurde, das sich sehen lassen kann – trotz zuvor geäußerter Bedenken vieler Ratsmitglieder aus allen Parteien.

Warum schnelles und trotzdem verantwortungsvolles Handeln gefragt war

Digitalisierung“ lautet das Schlagwort. Mobilfunklöcher müssen schnell und effizient geschlossen werden. So wollen es Bund und Land. Was zunächst einmal ganz einfach klingt, bedeutet viel Arbeit, kostet viel Geld und ist nach Einschätzung vieler Sachverständiger nicht ohne gesundheitliche Auswirkungen auf Mensch und Tier möglich.

Die Umsetzung dieser Mammutaufgabe liegt bei den Mobilfunkanbietern. Sie müssen existierende Funklöcher zeitnah schließen. Deshalb setzen sie auf Lösungen, die Funklöcher gezielt schließen und eine vermeintlich hohe Datenübertragungsrate (z.B. 100 Mbit/sec) erfüllen können. Themen wie Strahlungsminimierung (vor allem in Wohngebieten) und eine optimierte Mobilfunkabdeckung im gesamten Gemeindegebiet sind für sie eher zweitrangig.

An jedem Ort zu jeder Zeit voller „Handyempfang“. Endlich Spielfilme, Youtube-Videos und online-Spiele auf dem Handy oder dem Tablet unbegrenzt streamen, natürlich auch in Gebäuden – ohne sich über einen Router einwählen zu müssen. So muss die Zukunft aussehen, sagen die Netzanbieter und viele Nutzer. Die anderen (und dazu gehört auch die UWG Jes!) wollen auch die gesundheitlichen Risiken durch erhöhte Strahlenbelastungen berücksichtigt wissen und halten es für zumutbar, dass sich Mobilfunknutzer an manchen Orten zunächst in ein bestehendes WLAN einwählen müssen, um komplexe digitale Anwendungen nutzen zu können.

Wir haben uns seit 2019 konsequent für die Erarbeitung eines „Standortkonzeptes Mobilfunk“ eingesetzt, das das Jesteburger Gemeindegebiet als Ganzes betrachtet und neben einer Versorgungsoptimierung besonders eine Minimierung der Strahlenbelastung in Wohngebieten, Schulen und Kitas berücksichtigt.

Unser Credo lautet, die Mobilfunkversorgung muss im gesamten Gemeindegebiet so gut sein, dass sowohl das Telefonieren als auch die Nutzbarkeit für professionelle Anwender (z.B. Landwirte) möglich ist.

Schnell wurde deutlich, dass vor allem die Gebiete Lüllau, Wiedenhof und Reindorfer Osterberg digital unterversorgt sind. In weiten Bereichen gab es weder schnelle Festnetzanschlüsse noch Mobilfunkverbindungen. Deshalb sollte der Fokus zunächst auf diese Gebiete gelegt werden.

Für uns hat der Ausbau von schnellen Festnetzanschlüssen (Kabel, Glasfaser) dabei klare Priorität. Deshalb haben wir von Beginn an den Glasfaserausbau durch die EWE unterstützt. 2021 wurde die Vollversorgung von Jesteburg-Nord und -Süd abgeschlossen.

Auf unsere bereits 2019 formulierte Frage, wann die Gebiete rund um Lüllau und Wiedenhof ebenfalls vollversorgt sein werden, blieb uns die Verwaltung leider bis heute eine verbindliche Auskunft schuldig.

Noch im Januar 2022 bestand Einigkeit zwischen Politik und Bürgern, dass ein funktechnisch geeigneter und möglichst immissionsarmer Standort zur Schließung des „weißen Flecks“ in Lüllau gefunden werden soll, der auch die Mobilfunkversorgung im Gebiet „Reindorfer Osterberg“ verbessert. Jetzt wurde deutlich, dass ein Sendemast nicht ausreicht. Trotzdem ist es gemeinsam gelungen, einen Sendemaststandort gegenüber dem Mobilfunkanbieter durchzusetzen, der ein guter Kompromiss zwischen „schneller“ Mobilfunkversorgung und minimierter Strahlenbelastung für die Anwohner zu sein scheint.

Ein wichtiger Teilerfolg. Jetzt gilt es, auch für den Bereich „Reindorfer Osterberg“ eine Lösung zu finden. Unserem Antrag, zusätzlich zur Standortlösung für Lüllau, Wiedenhof und Hassel umgehend mit der Suche für einen entsprechenden Sendemaststandort „Reindorfer Osterberg“ zu beginnen, folgte die Gemeinderatsmehrheit am 25. Mai leider nicht, doch wir bleiben dran.

Wir sind überzeugt, dass es mit dem gleichen Engagement möglich sein wird, zeitnah ebenfalls für den Reindorfer Osterberg einen geeigneten Standort zu finden.

Grundsätzliches:
  • Je größer das abzudeckende Versorgungsgebiet durch einen Sendemast sein soll, desto teurer wird es für die Mobilfunkanbieter, weil sie mehrere Netze zur schnellen Datenübertragung (z.B. LTE-700 und LTE-800) miteinander kombinieren müssen. Der Vorteil für die Anwohner ist eine deutlich reduzierte Strahlenbelastung.
  • Je kleiner das abzudeckende Versorgungsgebiet ist, desto kostengünstiger ist es für die Mobilfunkbetreiber. Deshalb versuchen sie, mit nur einem Netz eine schnelle Datenübertragung (z.B. LTE-1800) zu erreichen. Der Nachteil ist eine deutlich höhere Strahlenbelastung der Anwohner im entsprechenden Gebiet.
Unser Ansatz

Für uns ist eine durchgängige mobile Erreichbarkeit im gesamten Gebiet gegeben, wenn alle Siedlungsgebiete, Verkehrswege, landwirtschaftlich genutzte Flächen und z.B. Waldwege so erschlossen sind, dass überall mit dem Handy telefoniert werden kann und Messenger-Dienste, Navigation und Kartographie funktionieren.

Laut Gutachter sind dafür folgende Funknetze notwendig:

  • Ein stabiles GSM-Netz für eine gute Verbindungsqualität beim Telefonieren (Sprachtelefonie)
  • Ein stabiles Datennetz, das eine Datenübertragungsrate von 10 MBit/sec sicherstellt.

Der Bund hat die Mobilfunkbetreiber mit der Ersteigerung der Netzlizenzen verpflichtet, Siedlungsgebiete flächendeckend mit einer Datenrate von 100 MBit/sec zu versorgen. Was sich so schnell anhört, bedeutet in der Realität wenig:

Ein Sendemast kann eine mehr oder weniger kreisförmige 360° Fläche versorgen. Nutzt in einem Tortenstück von 120° ein Anwender im Freien stehend das Mobilfunknetz zur Datenübertragung, dann muss dabei eine Datenübertragungsrate von 100 MBit/sec sichergestellt sein.

Der praktische Nutzen der vorbeschriebenen Konstellation bleibt zweifelhaft:

Sobald sich der Anwender im Gebäude befindet, sinkt die zur Verfügung stehende Datenrate, weil die Funkwellen teilweise durch das Gebäude „geschlickt“ werden. Dabei gilt, je höher die eingesetzte Funkfrequenz ist (z.B. LTE-1800) desto geringer ist die Geschwindigkeit der Datenübertragung im Gebäude. Nutzen mehrere Anwender zeitgleich das Funknetz (Shared Medium), so sinkt die Datenübertragungsrate sogar so stark, dass man nicht mehr von einer schnellen Internetanbindung reden kann.

Beispiele zum besseren Verständnis:

Annahme: Ein Sendemast stellt in einer Funkzelle die geforderte Datenübertragungsgeschwindigkeit von 100Mbit/sec zur Verfügung und die Anwender befinden sich gemäß Definition im Freien:

  • Ein Anwender kann Daten so schnell übertragen wie ein kabelgebundener Arbeitsplatzrechner Daten an den Zentralrechner einer Firma, der im gleichen Gebäude angeschlossen ist.
  • Sechs Anwender können gleichzeitig z.B. Video-Streaming-Angebote (z.B. Netflix, Youtube) entspannt nutzen.
  • Fünfzig Anwender können gleichzeitig einfache Seiten im Internet aufrufen, bewegte Bilder können sie jedoch nicht mehr ruckelfrei empfangen.

Wenn sich die Anwender in Gebäuden befinden, so können durch die Gebäudedämpfung entsprechend weniger Anwender gleichzeitig im Mobilfunknetz in befriedigender Geschwindigkeit Daten übertragen.

Es wird deutlich, wie wichtig ein konsequenter Ausbau der Festnetzleitungen ist. Sie liefern die volle Leistung direkt in die Häuser, die Anwohner werden nicht mit zusätzlichen Funkstrahlen durch Sendemastanlagen permanent bestrahlt, die Übertragung der Datenraten hängt von den individuellen Routern im Haus ab und liegt in jedem Fall höher als das normale Angebot via Mobilfunknetz.

Wenn Sie weitere Informationen über die Diskussionen zur Mobilfunkversorgung in Jesteburg erhalten wollen empfehlen wir Ihnen diese Beiträge:

MOBILFUNK-SENDEMAST AM REINDORFER OSTERBERG
– Anwohner und Gemeinderat unterstützen UWG Jes!-Antrag

AUFSTELLUNG WEITERER SENDEMASTEN GESTOPPT
– Gespräche auf Augenhöhe angestrebt